Digitalisierung - Keine Konzepte in Ausbildung, Ausstattung und Umsetzung Eine Betrachtung der Missstände

 

In den 90er Jahren - mit dem Einzug von Computern in Österreichs Schulen – wurden diese Maßnahmen auch schnell unterstützt, um hier mithalten zu können. Für Lehrerinnen und Lehrer bedeutete die Arbeit in diesen Aufgabenbereich eine Reduzierung der Lehrverpflichtung – in der Mittelschule sind das jetzt noch 3 Einheiten.

 

Nur in den Volksschulen gibt es bis heute keine Ressourcen – weder pädagogische, noch welche für die Wartung oder Betreuung von Geräten.

Wie machen das dann die Volksschulen? An manchen werden einzelne Stunden aus dem regulären Stundenkontingent für die Gerätebetreuung verwendet. Das darf aber nicht die Lösung sein. Die Verantwortung für PCs, Internetanschluss und Softwarebereitstellung bleibt an den Gemeinden hängen – manche unterstützen hier die Volksschulen, manche eben nicht.

 

Die ÖLI fordert für die Volksschulen dieselben Möglichkeiten wie für MS, PTS und höhere Schulen – eine zeitgemäße Ausstattung, bezahlte Stunden für die Lehrer und eine Loslösung dieser Verantwortung von den zuständigen Gemeinden.

 

Im Bereich Digitalisierung entstehen fortlaufend Kosten, die sehr hoch sein können. Gemeint sind die Ausstattung der Schulen mit einer zeitgemäßen Internetanbindung und die Anschaffung für Geräte, in weiterer Folge für die Verteilung in den Schulgebäuden, die Kosten für IT-Betreuung, für Software, für Lizenzen usw.

Wer für die Übernahme dieser Kosten als Träger verantwortlich ist, das ist oft undurchsichtig und nicht geklärt. Im Bereich der Volks- und Mittelschulen sowie der Polytechnischen Schulen greift die bekannte Variante: Alles, was vom Dienstgeber nicht zur Verfügung gestellt wird, soll die Gemeinde übernehmen. Woher die Mittel kommen, bleibt ungeregelt und so gilt weiterhin: Zahlt die Gemeinde das nicht, gibt es das auch nicht.

Es ist also dringend nötig, dass alle Schulen von derselben politischen Ebene aus verwaltet werden – sinnvollerweise vom Bund. Alle Schulen müssen die nötigen Ressourcen erhalten. Eine Planung für die Übernahme von Kosten für die verschiedenen Bereiche muss zentral gesteuert werden und langfristig überlegt sein.

 

Seit ein paar Jahren gibt es nun die Geräteinitiative in den Mittelschulen. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, allerdings war die Umsetzung in manchen Bereichen recht unglücklich.

So gab es erstmals auch Geräte für Lehrerinnen und Lehrer. Eine Fortführung dieser Ausstattung ist allerdings bei dieser Aktion nicht vorgesehen – weder für welche, die noch kein Gerät erhalten haben, noch für jene, deren Gerät bereits ausgetauscht werden müsste.

Die Auswahl der Geräte – vor allem der Betriebssysteme – wurde den jeweiligen Schulen selbst überlassen. Da gab es sogleich die ersten bösen Überraschungen, als Hilfe bei der Verwaltung benötigt wurde und einfach keine Personen vorhanden waren die sich auskannten.

 

Die komplexe Verwaltung der Schülergeräte wurde ebenfalls in die Verantwortung der jeweiligen Schule übertragen. Die Schulen konnten dann selbst entscheiden, ob es eine Lehrperson gibt, die dieser Aufgabe gewachsen ist, oder, ob vielleicht über die zuständige Gemeinde eine Firma beauftragt wird. Die Honorare für externe IT-Betreuung sind beispielslos.

Eine weitere, nicht so selten angewandte Möglichkeit ist und war, eine Lehrperson zur Übernahme dieses Aufgabenbereichs zu nötigen. Diese Aufgabe ist schaffbar – die dadurch entstehende Verantwortung enorm. In der Verwaltung besteht die Chance durch Unwissenheit relativ große Schäden an den Geräten zu verursachen.

Sicher ist, dass nach der 4. Klasse Mittelschule die Geräte nicht mehr weiter in einer Schule verwendet werden können. Ein gemeinsamer Unterricht wird mit den unterschiedlichen Systemen an einer PTS oder höheren Schule nicht umsetzbar sein.

 

Zur Ergänzung, damit diese Geräte auch sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden, zumindest in der 5.-8. Schulstufe, wurde ein neuer Unterrichtsgegenstand geschaffen. Mit Schuljahr 2022/23 war es dann so weit: Die Ausbildung in “Digitaler Grundbildung“ geht an den Start. Das Chaos ist groß. Obwohl ein Lehrplan vorliegt, beenden viele Kolleginnen und Kollegen diese PH-Ausbildung frühzeitig, da es an Konzepten fehlt. Ein Schuljahr später hat sich wenig geändert. An Ermangelung von Themeninhalten und gut vorbereitetem Hochschulpersonal werden in den Lehrgangsveranstaltungen Arbeitsaufträge formuliert, die in etwa folgendermaßen lauten: Du bist ein erwachsener Mensch und kannst eh schon unterrichten. Mach was im Unterricht und schreibe dazu eine Planung. Präsentiere im Anschluss deine Ergebnisse.

 

Abschließend stellt sich die Frage, wie sich Digitalisierung weiterentwickeln und wo sie enden soll, und da ist nicht gemeint, dass neue Möglichkeiten und neue Technologien verhindert werden müssen. Jedenfalls muss für alle Beteiligten eine Vereinfachung her.

Die Registrierung bei Plattformen und die Nutzung von Software der verschiedensten Art, wie Evaluierungstools, Verwaltungsprogrammen, Lernplattformen, digitale Klassenbücher, Software für Benotung, usw. nimmt ständig weiter zu. Die Anzahl an E-Mailadressen, Benutzerkonten und Zugangscodes oder Passwörtern wird unüberschaubar und rauben Energie und Zeit.

Damit stellt sich auch unweigerlich die Frage, ob und wie die Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrer zeitlich begrenzt werden sollte und könnte. Die ständig mögliche Erreichbarkeit über Online-Tools lässt das sehr verschwimmen.

 

Die ÖLI fordert für das Gesamtpaket Digitalisierung neue überlegte Konzepte, um diese Ausuferung zu begrenzen.