Support bedeutet dauerhafte Hilfe
Und nicht einmalige Feuerwehr
Wo wir stehen
Seit einiger Zeit wird wieder mehr über Missstände an heimischen Schulen geredet. Wie meistens geht es dabei um die sogenannten Brennpunktschulen, ein Begriff, der wie vieles überdacht gehört.
Die Anzahl der suspendierten Schüler:innen ist seit 2018 um 100% gestiegen. Die Alarmglocken schrillten, die Aufregung war kurz, schnappatmig groß. Die Gründe für die hohe Anzahl an Suspendierungen können vermutet, aber nicht wirklich benannt werden – die Bildungsdirektionen geben darüber „aus Datenschutzgründen“ keine Auskunft.
Ja, solche Entwicklungen sind kritisch zu betrachten, doch werden unsere Schüler:innen immer gewalttätiger? Eine Vermutung ist, dass Suspendierungen heute leichter ausgesprochen werden als noch vor Jahren. Schulen wollten die Probleme mit verhaltensauffälligen Kindern anders lösen – oder oft einfach nur den Deckel drauf halten. Das ist jetzt vorbei.
Eine andere ist aber auch: Die Anzahl an schwierigen Kindern ist vielleicht gar nicht so viel größer als noch 2018/19 - deren Probleme aber schon. Unterricht ist nach den unseligen Coronajahren nicht einfacher geworden, der Frust der Kolleg:innen über das Nichtanpacken der Probleme jedenfalls.
Laut Dietmar Krebs (FCG) erschüttert eine Welle der Gewalttaten das (Wiener) Schulsystem. Er fordert Securitypersonal an den besonders schwierigen Standorten. Die sollen dann durch die Gänge patrouillieren und dort für (vermeintliche) Ruhe sorgen? Aus Schulen werden Bildungskasernen?
Wo wir stehen sollten.
Wir brauchen und wir fordern (seit Jahren):
* Höhere Ressourcen für sozioökonomisch benachteiligte Schulstandorte. Welche das sind, ist relativ einfach herauszufinden. Die Arbeiterkammer hat vor Jahren den Chancenindex vorgestellt, ein Modellversuch dazu wurde angekündigt und nicht eingeführt. Keinem Schulstandort dürfen Ressourcen gekürzt werden!
* Abbau von Mehrgleisigkeiten: Schulerhalter Gemeinde, Lehrer:innen, bezahlt vom Land, Sozialarbeiter von Trägern, die wiederum Mittel generieren müssen: Dieser Dschungel ist ineffektiv. Es braucht zumindest einen landesweiten Versorgungs- bzw. Stellenplan bzgl. Supportpersonal!
* Kleinere Klassen und Rückzugsräume. Deckel draufhalten funktioniert nicht. Twenty is Plenty!
* Doppelbesetzungen an den Volksschulen. Kinder müssen Schule als einen positiven Ort der Weiterentwicklung erkennen und spüren. Ein Miteinander erschwert das Gegeneinander.
* Supportpersonal: Schulpsycholog:innen, Community Nurses, Betreuungslehrer:innen. Hier gibt es seit Jahren enorme Versäumnisse.
* Inklusion und Integration: Ausbau der Lernunterstützung für die Kinder, die Hilfe benötigen. Der berüchtigte 2,7%-Schlüssel ist untauglich und nicht bedarfsgerecht. Gerade in diesem Bereich war Österreich schon sehr ambitioniert und erfolgreich. Das System der Integrationsklassen muss ausgebaut und mit Leben erfüllt werden und darf nicht immer mehr unter Druck geraten.
* Schulen als Orte der Begegnung statt grauer Häuser und Bildungskasernen: Neubauten und umfangreiche Renovierungen sind dringend notwendig. Viele der Schulen stammen aus den 1970er und 80er Jahren. Deren Bausubstanz ist schlecht, teilweise katastrophal. Gerade wird über die Ankurbelung der Baubranche diskutiert. Was gäbe es Besseres, als frisches Geld in frische Schulen mit frischen Ideen zu stecken? Orte, an denen man sich wohlfühlt machen viel aus!
* Ein gemeinsamer Lernort der 6- bis 14-Jährigen. Das fordert die OELI-UG seit ihren Anfangsjahren vor 40 Jahren.
Es braucht mehr Anstrengung für unsere Schulen. Einfache Antworten sind da nicht besonders hilfreich, auch Strafankündigungen für Eltern, die sich nicht ordentlich um ihre Kinder kümmern, ebenso wenig. Natürlich braucht es Handhabe bei jenen, denen die Bildung ihrer Kinder offenbar eher egal ist. Doch es gibt jetzt schon einige Maßnahmen, die da durchaus – im Nachhinein – greifen. Was wir brauchen, sind präventive Instrumente, die auch bespielbar sind.