kompetenzomanie, mit sinvoller ergänzung...

Ich persönlich kann das Wort schon nicht mehr hören, eigentlich auch nicht mehr lesen, und muss es für diese Stellungnahme trotzdem oft verwenden: "Kompetenzen". Für jeden Klax wird da ein eigener Kompetenzbegriff geprägt, den die Lehrkräfte natürlich kennen und berücksichtigen sollen. Per OECD-Bildungsaktivitäten kam diese Mode aus den USA und hat inzwischen auch den Alten Kontinent voll erfasst, bis hin zu unbegreiflichen Exzessen. So kommt der Schweizer "Lehrplan 21" bereits in den Grundschulen auf 4.500 Kompetenzen. Wir können uns annähernd vorstellen, wie gut diese valorisiert werden können. Konrad Paul Liessmann erwähnte in einem Vortrag bei der Tagung der Gesellschaft für Bildung und Wissenschaft, dass seine Universität rund 30 Kernkompetenzen im Auge habe, wie zum Beispiel die Innovationskompetenz, die Reflexionskompetenz, die Prüfungskompetenz des Durchhaltevermögens oder gar die Kompetenzorientierungskompetenz.

Liessmann bedauerte, dass die Aneignung von Fachkompetenz, früher noch phantasielos als "Wissen" bezeichnet, nicht mehr als wirklich wichtig eingeschätzt werde. Ähnlich den "Unterrichtsprinzipien" werden die sogenannten Kompetenzen höchstwahrscheinlich einer solchen Inflation unterliegen, dass man sie eines Tages ob der Realität vergessen kann.

 

Was ich dennoch vermisse ist, dass es bisher jemandem eingefallen wäre, bei den vielen Kompetenzanforderungen an die KollegInnen die Kompetenzbereiche der Schulaufsichtdefinieren zu wollen.

 

Ich bin es durchaus gewohnt, viele Dinge für sogenannten Gotteslohn zu tun. Daher mache ich nachfolgend einige Vorschläge und verzichte im hoffentlichen Fall der Anwendung auf jegliches Copyrightentgelt.

Zuhörkompetenz   Verständniskompetenz    Fairnesskompetenz    Einfühlungskompetenz     vorbildliche Hilfestellungskompetenz       Wertschätzungskompetenz      Geduldskompetenz

 

Kompetenz,

- den Lehrkräften einen Vorschuss an Vertrauen in ihr Bemühen und ihre Fähigkeiten zu geben, damit dieser Vorschuss seine motivierende Wirkung auch gut entfalten kann.

- niemanden vor den Kopf zu stoßen.

- auf Anschreien, Demütigungen und Machtdemonstrationen zu verzichten.

- im Fall von Schwächen oder Versagen nicht als strafende/r ZuchtmeisterIn zu agieren, sondern Zeit, Nähe und Energie zu investieren, um die Situation gemeinsam zu verbessern.

- im Fall von Bitte um Hilfe voll und wohlwollend zur Seite zu stehen.

- bei Konflikten zwischen LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen mit Vermittlungsfähigkeiten aufwarten zu können, bei denen sich alle denken müssen, "Whow, wie macht der/die das? So gut könnte ich das nicht".

- eigene Unsicherheiten zugeben zu können und sich für deren Verbesserung einzuladen.

- glaubwürdig vermitteln zu können, dass man sich mindestens so sehr anstrengt wie das Gegenüber.

- glaubwürdig vermitteln zu können, dass man trotz seiner/ihrer Stellung in der Hierarchie wegen der eigenen Überzeugungsfähigkeit keine Machtmittel braucht, um sinnvolle Veränderungen in die Wege zu leiten.

- glaubwürdig vermitteln zu können, dass man in hierarchischen Krisenfällen auf Seite der LehrerInnen steht und sie nicht im Stich lässt.

- bei Erfüllung dieser Kompetenzen auch die Genussfähigkeit besitzt, Respekt, Dankbarkeit und Zuneigung seiner/ihrer LehrerInnen entgegen nehmen zu können.

 

Wilfried Mayr

 

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